Gedichte

von
 

Anton Schlude
 
 
 
 

Freiburg,

gedruckt bei Franz Xaver Wangler.
 

1856



Lob des Landmannes.


Blickt nicht so stolz herab, ihr Reichen,
Auf den geplagten Bauersmann!
Ihr müßt zuvor euch noch vergleichen
Mit dem, was er euch weisen kann.

Wohl ist es wahr, er hat Beschwerden,
Es schmerzt ihn viel, was ihn umringt,
Was seinen Wohlstand kann gefährden,
Wo mancher Kummer auf ihn dringt.

Doch ist gewiß auch süß die Freude,
Die ihm sein stiller Stand gewährt,
Er fühlt in seinem rauhen Kleide
Sich mehr erheitert, als beschwert.

Wie lacht ihm da das Herz vor Freude,
Wenn mit verjüngter Frühlingspracht
Natur im bunten Feierkleide
Aus ihrem todten Schlummer wacht?

Dann bittet er um Gottes Segen,
Eilt freudig an sein Tagewerk;
Er singt der Vögel Gruß entgegen,
Und Jubel tönt durch Thal und Berg,

Und wenn des Sommers Saaten wallen,
In schönstem Flor voll Hoffnung steh'n,
Hört man sein frohes Lied erschallen,
Entzückt ruft er: wie schön, wie schön!

Und wenn des Herbstes Früchte reifen,
Der schwüle Aerndtetag ist da,
Wenn Alle nach den Sicheln greifen,
Und Jubel tönet fern und nah,

Dann sprecht: ob im Palast des Reichen
Wohl eine solche Freude wohnt,
Wo Schmeichler leisen Trittes schleichen,
Wo Falschheit oft und Mißgunst thront?

Und wenn des Nordens Winde stürmen,
Wenn Eis und Schnee bedeckt das Feld,
Dann wird ihn seine Hütte schirmen,
Wenn schon Zierath und Kunstwerk fehlt.

Dann sitzt er ruhig am Kamine
Und zündet sich sein Pfeifchen an,
Und Freude glänzt aus seiner Miene;
Sein Hausgesind nimmt Theil daran.
 

Kann wohl bei euren Karnevalen
So vieler Scherz und Frohsinn sein?
Ihr müßt mit theurem Geld bezahlen,
Und ärndtet oft nur Langweil ein.


Gedichte von Anton Schlude
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