Gedichte

von
 

Anton Schlude
 
 
 
 

Freiburg,

gedruckt bei Franz Xaver Wangler.
 

1838


Die Sichelhänge.

 

Hausen, den 13. August 1836



Vorüber ist wieder das Aerndtegetümmel,
Und Scheuern und Speicher und Keller sind voll.
So hebt denn die dankenden Blicke zum Himmel,
Aus welchem der Segen der Felder entquoll.
 

Die Sicheln sind wieder an Balken geschlagen,
Sie hängen und ruhen nun wieder ein Jahr,
Um es in der künft'gen Aerndte zu sagen,
Wie fröhlich und schön in der letzten es war.
 

Nach Arbeit schmeckt Ruhe, nach Mühen die Freude,
Nach Hunger Erquickung, nach Wachen der Schlaf.
So wollen der Freude wir weihen uns heute,
Wir wirkten und schafften ja Alle recht brav.
 

Wir sitzen nun fröhlich am traulichen Mahle,
Erzählen von Aerndten, von Ernst und von Spaß,
Und Liebe und Frohsinn kredenzt die Pokale,
Wir lassen dem Schurken den schwellenden Haß.
 

Dir Ceres, Dir wollen das Glas wir erheben,
Da Du uns mit Früchten so reichlich beschenkt!
Wir haben nun wieder genug, um zu leben,
Ein Thor ist, der heute an Sorgen nur denkt.
 

Und freudig sey'n wieder die Gläser erhoben,
Auf's Wohlsein dem Landmann dort hinter dem Pflug!
Ihn segne der Geber des Guten dort oben,
Und wahre vor Unglück und Schaden den Zug.
 

Ja, Freunde! 's ist schön auf dem Lande zu wohnen,
Im ländlichen Schoße der holden Natur;
Sie kann uns mit tausend der Freuden belohnen,
Empfindet und fühlet, genießet sie nur!
 

Ihr dürfet die Städter darum nicht beneiden,
Sie haben die Freuden nicht halb so wie ihr;
Und sind wohl zuweilen auch drückend die Leiden,
So beut die Natur euch Ersatz ja dafür.
 

Sie bietet mit jedem erneuenden Morgen,
Als liebende Mutter die Schätze euch an;
Und sind uns auch oft ihre Wege verborgen,
So leitet sie doch uns auf blumichter Bahn.
 

An Allem, an Allem könnt Freude ihr finden,
Am Würmchen im Staube, am Vogel der Luft,
Ihr werdet sie edler und reiner empfinden,
Als jener, der sie aus dem Weltgewühl ruft.
 

Nun Freunde! laßt dankend die Hände uns heben
Zum Vater dort über dem Sternengefild!
Der wieder so reichlich uns Nahrung gegeben,
Er ist ja so freundlich, so gütig und mild! -
 

Laßt uns Seine Gaben mit Weisheit genießen,
Zufrieden mit Allem, was Er uns bescheert,
Und liebend einander das Leben versüßen,
Wie es das Gesetz der Natur uns ja lehrt.
 

Und kömmt dann ein Armer vor unsere Schwelle,
Und spricht um Erbarmen und Mitleid uns an;
Hat er keinen Acker, kein Haus, keine Stelle,
Und wandelt verlassen die drückende Bahn -
 

O dann, meine Freunde! dann wollen wir eilen,
Um ihm zu erleichtern die drückende Noth!
Das Brod mit dem hungernden Bruder zu theilen,
Dieß ist ja uns Christen das erste Gebot.
 

Dann blicket der Vater voll Huld auf uns nieder,
Gießt liebend den Segen herab auf das Land.
Giebt Freude für kommende Jahre uns wieder,
Und leitet uns weiter mit liebender Hand.


Gedichte von Anton Schlude
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