Anton Schlude:

Geschichte der Burgfeste Wildenstein im Donauthale

1856

 


Vorwort





Im vergangenen Sommer machte ich einen Spaziergang auf die benachbarte alte Burg Wildenstein und traf daselbst einige meiner Bekannten, welche mir erzählten, daß der dortige Schloßaufseher ein geschriebenes Heft aus dem Hauptarchiv in Donaueschingen im Besitze habe; welches Nachrichten über die früheren Schicksale der Burg enthalte und daß besagter Schloßaufseher den Wunsch geäußert habe, dieses Heft für die ihn täglich besuchenden fremden Gäste drucken zu lassen. Doch würde dieses Heft sich schwerlich zum Drucke eignen, da es weder Anfang noch Schluß enthalte und überhaupt ohne bindenden Zusammenhang geschrieben sei. Man könne das Ganze nur für Bruchstücke ansehen. Ich ließ mir das Heft vorlegen und fand die Meinung meiner Freunde vollkommen bestätigt. Nun überlegte ich bei mir, ob ich wohl dieser Arbeit gewachsen wäre. Ei, dachte ich mir, ein Versuch kann ja nicht schaden! Gelingt es, gut; wenn nicht, so sind nur ein paar Bogen Papier mehr vollgeschrieben und über Zeitverschwendung habe ich mich dabei auch nicht anzuklagen. Genug, ich meldete mich zur Übernahme dieser Arbeit. Bevor ich aber damit begann, suchte ich anderwärts noch Quellen aufzufinden, um die Bruchstücke in ein Ganzes reihen zu können. Freilich fand ich nur noch spärlich, was ich suchte.

Als Hauptleitfaden diente mir also das geschriebene Heft, dessen Verfasser ich nicht nennen kann. Dann erhielt ich Krusius' schwäbische Chronik aus der fürstlichen Hofbibliothek zugesandt; drittens benutzte ich Xaver Staigerl's Donauthal von Tuttlingen bis Sigmaringen und endlich viertens fand ich in Ernst Münch's Geschichte des Hauses Fürstenberg noch einige Stellen, die ich nicht unbenutzt lassen konnte.

Sollten sich dessenungeachtet Unrichtigkeiten in diesen Blättern vorfinden, so bitte ich den Leser, mich zu entschuldigen; ich habe nur das Wahrscheinlichste beibehalten und einige zum Theil sich ganz widersprechende Urkunden absichtlich weggelassen, zumal da ich fand, daß der Inhalt derselben zur eigentlichen Geschichte gar nicht gehörte.

Der Zweck, der mich zur Ausarbeitung dieses Schriftchens veranlaßte, war einzig dieser: Es reisen den Sommer hindurch so viele Fremde durch mein heimathliches Thal und unter diesen gibt es nur wenige, die nicht zugleich einen Abstecher auf die von der Höhe des Berges so trotzig herabblickende Burg Wildenstein machten und nun werden wohl die Meisten nicht bloß den stellen Berg erklettern, um die altersgrauen Mauern anzustarren, sondern sie werden zweifelsohne die Fragen aufwerfen: Welche Schicksale mag diese Burg seit ihrer Erbauung gehabt haben? Wer waren ihre Bewohner? Was haben diese gewirkt? Läßt sich nichts Geschichtliches auffinden, das uns über diese Fragen Auskunft gibt?

Diese Fragen, wenn auch nur theilweise und unvollständig zu beantworten, war meine Aufgabe. Sollte der geneigte Leser das Heftchen, wenn auch nicht mit Beifall, doch nicht ganz mit Mißfallen aus den Händen legen, so würde es mich sehr freuen, und zu neuer Tätigkeit anspornen, denn es gibt in meinem trauten Thale noch manches interessante Plätzchen, so manchen Punkt, welcher der Enthüllung seiner früheren Schicksale nicht unwerth ist.
 

Geschrieben in Hausen im Thale im Februar 1855
Anton Schlude.



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Der Dichter Anton Schlude